Mit Schreiben vom 14.11. wurden die Mitglieder des Schulausschusses von der Schülervertretung des Gymnasiums Lehrte darum gebeten, eine politische Stellungnahme zur Schulentwicklung des Gymnasiums abzugeben.
Dem ist die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Lehrte gerne nachgekommen und hat mit heutigem Datum ein Positionspapier versandt, um die Politik der SPD-Fraktion noch einmal zu verdeutlichen.

Text des Antwortschreibens v. 20.11.2019

Liebe Schülervertretung des Gymnasiums,
Liebe Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums,


gern entsprechen wir der Bitte der Schülervertretung und teilen Ihnen und Euch die derzeitige Position unserer Fraktion zu den seit längerer Zeit in der Diskussion befindlichen Bauvarianten für das Gymnasium mit.
Da wir am Donnerstag den 21.11. erneut im Schulausschuss über die weitere Entwicklung diskutieren werden, ist dies selbstverständlich noch keine endgültige Festlegung.

Wir möchten zunächst deutlich machen, dass mit den bereits beschlossenen Raumprogrammen A und B für die Sekundarstufe I und II allen Forderungen und Wünschen des Gymnasiums bzgl. einer guten räumlichen Ausstattung Rechnung getragen wird. Das ist für uns auch der wichtigste Punkt in der gesamten Debatte: Die Schule ist zu klein, viele Räume entsprechen nicht mehr den modernen pädagogischen Anforderungenund die Gebäude selbst müssen saniert oder erneuert werden – und das alles soll unserer Meinung nach möglichst schnell geschehen, damit die Schülerinnen und Schüler schon bald davon profitieren können!

Der offizielle Auftakt zu den Diskussionen über eine Schulsanierung oder Schulneubauten am Schulzentrum Mitte war ein schulöffentlicher Impulsworkshop am 5.4. 2018. Hier und in mehreren weiteren Treffen haben Vertreter*innen des Gymnasiums eine Beschreibung dessen entwickelt, was aus ihrer Sicht ein modernes Gymnasium ausmacht. Daraus sind die o.g. „Raumprogramme“ entstanden, und daran werden wir als SPD-Fraktion nichts ändern. Diese Vorstellung von der notwendigen Anzahl und Größe an Räumen, der Gestaltung des Foyers usw. muss aus unserer Sicht ohne Abstriche und Änderungen den Vorgaben der Schule folgen und umgesetzt werden.

Die aktuelle Debatte dreht sich nun um die Frage, ob diese neuen Räume für das Gymnasium an einem anderen als dem bisherigen Standort errichtet werden sollen. Wir wissen durch die Auskünfte der Experten aus der Stadtverwaltung und von dem Planungsbüro, das alle Beteiligten bei diesem Vorhaben unterstützt, dass es ohne größere Schwierigkeiten möglich ist, auf dem jetzigen Gelände der Sek I in der Friedrichstraße eine neue Sekundarstaufe I komplett neu zu bauen, dabei wird nur das alte denkmalgeschützte Gebäude an der Friedrichstraße erhalten bleiben. Frühere Vorschläge sahen vor, noch weitere Teile der jetzigen Gebäude zu erhalten und zu sanieren, das haben wir abgelehnt, weil es uns wichtig ist, dass die neue Schule auch wirklich „neu“ ist. Der denkmalgeschützte Altbau darf nicht abgerissen werden und eignet sich nach einer grundlegenden Sanierung, um dort z.B. die Räume des naturwissenschaftlichen Bereichs unterzubringen. Der allergrößte Teil des Gymnasiums wird vollständig neu gebaut und dann auch den neuen Anforderungen an z.B. größere Klassenräume entsprechen. Die Bauzeit für diese Maßnahme beträgt nach bisherigem Kenntnisstand 3 – 3,5 Jahre.

Außerdem besteht auch auf dem Gelände der Sekundarstufe II die Möglichkeit, weitere benötigte Räume anzubauen und einhergehend mit einer Sanierung des erhaltenswerten Gebäudes eine moderne Oberstufe zu errichten. Auch diese Maßnahme kann in wenigen Jahren geplant und gebaut werden.
Dabei spielt die zentrale Lage der beiden Standorte mit einer hervorragenden Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr verbunden mit der Nutzbarkeit vorhandener Infrastruktur wie der bestehenden Mensa für uns eine wichtige Rolle. Das Lehrter Zentrum ist für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe gut zu erreichen, die Mensa kann weiter am jetzigen Standort von allen genutzt werden. Dass die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums zum ganz normalen Bild der Lehrter Innenstadt gehören, ist für eine Stadt der Größe Lehrtes keineswegs selbstverständlich und stellt einen besonderen Vorteil dar.

Uns ist bekannt, dass eine große Zahl von Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern die Forderung nach einer ganz neuen Schule, in der Sekundarstufe I und II vereinigt werden,unterstützt. Hier werden häufig verschiedene Standorte benannt, die aus unserer Sicht aber keine gute Wahl darstellen würden. Bei den in der Diskussion befindlichen Flächen (Schützenplatz und C-Fläche) ist nicht klar, ob und in welchem Umfang dort überhaupt gebaut werden kann. Ein Schulbau auf dem Schützenplatz könnte zudem die Grünachse, zerstören und unabsehbare Nachnutzungsdebatten für die bisherigen Schulgebäude auslösen. Ob und wie das neue Gebäude nebst Infrastruktur (Parkplatz, Bushaltestelle, Mensa, die neu gebaut werden müsste!) überhaupt auf den Platz passt, ohne das Bäume gefällt werden müssten, ist unklar. Welche Ersatzfläche für den Schützenplatz in Frage käme, ist auch völlig unklar.
In der Schulausschuss-Sitzung am 24.1.19 hat die Verwaltung zudem mitgeteilt, dass die C-Fläche für einen Schulbau nicht geeignet sei und ein 3 Meter hoher Lärmschutzwallerrichtet werden müsste.
Die Kostenkalkulation, die uns für diese Varianten vorliegen, lassen diese zwar nicht teurer erscheinen als die Beibehaltung der bisherigen Standorte, das liegt aber daran, dass die Kosten für einen neuen Schützenplatz oder eine neue Mensa noch gar nicht enthalten sind. Was mit den dann leer stehenden Gebäuden der jetzigen Sek. I und Sek. II passieren könnte, ist ebenfalls nicht ersichtlich. Der Planungszeitraum für eine solche Neubau-Variante beträgt nach aktuellem Stand 6 – 7 Jahre. Das bedeutet, dass bei einer Entscheidung hierfür so gut wie keine Schülerin und kein Schüler, die bzw. der das Gymnasium heute besucht, die Möglichkeit hätte, die neuen Gebäude zu nutzen.

Aus Sicht unserer Fraktion ist es für die Schüler*innen des Gymnasiums aber wichtig, dass zeitnah eine Entscheidung fällt und nicht noch weitere Prüfungen erfolgen, die wenige bis keine neuen Erkenntnisse bringen werden. Bereits ab dem Schuljahr 2020 wird es zu eng werden in der Schule, da dann wieder 13 Jahrgänge hier unterrichtet werden. Wir sehen daher keinen Grund, den Beginn des Umbaus unnötig weiter zu verzögern – zumal die Baukosten aufgrund der besonderen wirtschaftlichen Lage momentan rasant steigen: Bei den zur Zeit prognostizierten Baukosten von etwa 30 Millionen Euro für den Neubau am jetzigen Standort (zuzüglich Kosten für den Anbau an der Sek. II) und 40 Millionen Euro für den Neubau an einem anderen Ort macht dies bis jetzt schon einen Betrag von mindestens
2 – 2,4 Millionen Euro aus.

In Anbetracht der anstehenden weiteren Aufgaben wie der Sanierung weiterer Schulen, der Umsetzung des Klimaschutzaktionsprogramms und der Sanierung des Lehrter Schwimmbades können wir die entstehenden Kosten bei unserer Abwägung nicht unberücksichtigt lassen. Die Stadt Lehrte muss langfristig finanziell handlungsfähig bleiben.

Wir hoffen, wir konnten unsere Position nachvollziehbar darlegen und wünschen uns, dass die weitere Debatte um die Zukunft des Gymnasiums möglichst sachlich weitergeführt wird. Dass das Interesse daran so groß ist, freut uns, und dass hier verschiedene Sichtweisen
aufeinanderprallen, ist nur allzu verständlich. Wir sind überzeugt, mit unserem skizzierten Ansatz den vielen verschiedenen berechtigten Interessen der Lehrterinnen und Lehrter am besten gerecht werden zu können.

Für Fragen und ein persönliches Gespräch stehen wir auch zukünftig gern zur Verfügung.

Herzlicher Gruß

Thomas Diekmann
- Vorsitzender des Schulausschusses

Hans-Jürgen Licht
Maren Thomschke
- die Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Lehrte